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Gartengestaltung: So legen Sie Ihren eigenen Bauerngarten an

Ein Bauerngarten wird oft mit einem wildromantischen Gartenstil in Verbindung gebracht. Doch er ist weit mehr als das.

Umzäunte oder ummauerte Gärten, in denen Obst, Gemüse und Kräuter, aber auch Blumen angebaut wurden, haben eine lange Tradition. Karl der Große erließ bereits im 9. Jahrhundert eine Verordnung, nach der auf Landgütern bestimmte Pflanzen angebaut werden mussten. In ihr fanden sich neben Nutzpflanzen auch Pflanzen "für die Zierde" wie Rosen, Malven und Lilien. Auch die Klöster nahmen mit ihren Kräuter- und Nutzgärten Einfluss auf die heute als Bauerngarten bezeichnete Gartenform. Doch mit den eigentlichen Namensgebern, den Bauern, hat der Bauerngarten nichts zu tun. Angelegt wurde der erste Garten, der diesen Namen trug, im Jahr 1913 im botanischen Garten in Hamburg. Ziel war es dabei, auf relativ kleinem Raum den idealen Garten anzulegen, in dem sowohl Zierpflanzen als auch Nutzpflanzen wachsen.

Was genau ist eigentlich ein Bauerngarten?

Ein Bauerngarten ist in seiner Tradition mehr als nur ein Sammelsurium verschiedener Nutz- und Zierpflanzen. Auch kann man ihn nicht einfach mit dem heute so beliebten Schrebergarten gleichsetzen. Bereits bei den Germanen spielte der Zaun eine wichtige Rolle. Durch ihn wurden die Pflanzen vor gefräßigen Tieren geschützt und der Zaun zeigte an, dass das Grundstück jemandem gehörte. Heute verbinden viele einen Latten- oder Jägerzaun mit Bauerngärten. Ein weiteres Merkmal ist das Wegekreuz, das den Garten durchzieht und ihn in vier Teile teilt. Traditionell werden drei Teile für den Anbau von Obst, Gemüse und Kräuter genutzt, der vierte Teil für Zierpflanzen. In der Mitte des Wegekreuzes, im Zentrum, stand bei den Germanen ein Holunderstrauch, ein Strauch, der guten Geistern Heimat bot, den Garten vor bösen Geistern schützte und der mit seinen Früchten die Menschen gesund hielt. Heute wird meist ein Brunnen in der Mitte des Gartens aufgestellt.

Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten wird immer beliebter und die Idee des Bauerngartens erlebt eine Renaissance. Die Gärten am Haus dienen oftmals nicht mehr nur zur Erholung. In ihnen werden, je nach Geschmack, Salate, Beeren, verschiedene Gemüse oder gar Obstbäume angepflanzt. Dabei wird mehr und mehr altes Wissen genutzt und darauf geachtet, welche Pflanzen zusammenpassen und sich gegenseitig beim Wachstum unterstützen und welche Sie besser nicht zusammen anbauen sollten. Dabei wird die strenge Trennung der Beete in Nutz- und Ziergarten aufgelöst, zwischen Gemüsepflanzen dürfen jetzt auch Blumen stehen, wenn sie einen Zweck erfüllen. Auch wenn ein Bauerngarten bunt zusammengewürfelt wirken mag, hat doch alles seinen Platz und seinen Sinn.

Typisch für einen Bauerngarten ist auch, dass er Naturverbundenheit ausstrahlt. Baumaterialien sind Holz, geflochtener Weide oder Stein. Die Wege sind aus wasserdurchlässigem gestaltet oder mit einer Schicht Rindenmulch ausgestreut. Ein Brunnen in der Mitte des Gartens kann aus einer Tonne für Regenwasser bestehen, die aber mit natürlichen Materialien ummantelt ist, damit das Plastik der Tonne nicht den Gesamteindruck zerstört. Alles hat seinen Zweck. So kann beispielsweise eine Trockenmauer Nützlingen als Unterschlupf dienen. Auch Deko-Elemente können einen Nutzen erfüllen. Sie können zum Beispiel Tontöpfe bunt bemalen, mit Holzwolle füllen und umgekehrt auf einen Pfahl stellen. Damit haben Sie die einfachste Form eines Insektenhotels in Ihrem Garten. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und wenn Sie handwerklich nicht begabt sind und nicht selbst Deko-Elemente basteln können oder wollen, werden Sie im Fachhandel fündig werden und auf neue Ideen stoßen.

Welche Pflanzen passen in einen Bauerngarten?

Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Pflanzen in einen Bauerngarten passen. Es ist eine Frage der persönlichen Vorlieben und Sie sollten das in Ihren Garten pflanzen, was Ihnen schmeckt und gefällt. Vorsicht ist lediglich bei Obstbäumen geboten. Sie sind nur selten Elemente im Bauerngarten, denn wenn sie zu groß werden, werfen sie Schatten auf die anderen Pflanzen. Wenn Sie sich also einen Obstbaum in Ihrem Garten wünschen, sollten Sie auf eine Zwergform zurückgreifen oder am Zaun entlang ein Spalier ziehen, denn inzwischen gibt es eine Vielzahl an Obstsorten auch als Spalierobst. Ein kleiner Baum kann auch zum Mittelpunkt des Gartens werden, wenn er auf die Kreuzung der Wege gepflanzt wird. Mit einer Holzbank darunter greift ein solcher Baum ebenfalls alte Traditionen auf und wird zu einem Ruhepol in Ihrem Bauerngarten, an dem Sie zwischen der Arbeit auch einmal entspannen können.

Auch der Anbau von Kräutern im Bauerngarten folgt einer langen Tradition. Wusste man in den Klostergärten um die heilenden Wirkungen der verschiedenen Kräuter, steht heute der Geschmack im Vordergrund. Mit einer Kräuterspirale können Sie die idealen Voraussetzungen für den Anbau verschiedener Kräuter schaffen. Dabei werden Kräuter, die Schatten und Feuchtigkeit benötigen, auf die unteren Stufen gesetzt, mediterrane Kräuter, die viel Sonne und einen trockenen Standort benötigen, nach oben. Doch eine Kräuterspirale muss nicht sein. Je nachdem, welche Kräuter sie mögen, reicht es auch, sie ins Beet zu setzen. Lavendel und Rosmarin machen sich sogar hübsch als Beeteinfassung.

Bei der Auswahl der Zierpflanzen in Ihrem Bauerngarten sollten Sie ebenfalls nach Ihrem persönlichen Geschmack gehen. Doch es lohnt sich, vorab einige grundsätzliche Regeln zu bedenken, denn auch die Blumen sollten einem Zweck im Bauerngarten dienen. Sind die Blüten Insektenmagnete und locken sie Nützlinge in den Garten, die Sie für die Befruchtung der Obst- und Gemüsepflanzen benötigen? Oder verströmen sie einen Duft, der für Schädlinge unangenehm ist und der sie weg von den anderen Pflanzen treibt? So halten beispielsweise verschiedene Arten des Storchschnabels (Geranium) Schnecken fern. Und Blumen wie Kapuzinerkresse und andere haben einen hohen Zierwert und sind dabei essbar.

Planung ist das A und O: Gute Nachbarn im Bauerngarten

Ein Bauerngarten scheint romantisch in seiner Wildheit und wahllos zusammengewürfelt zu sein. Doch vor der praktischen Arbeit sollten Sie gründlich planen. Ausgangspunkt ist das Wegekreuz und der Mittelpunkt, der als das Herz des Bauerngartens angesehen wird. Wie wollen Sie diesen gestalten? Welchen Platz müssen Sie dafür einplanen? Am einfachsten ist die Planung, wenn Sie die einzelnen Elemente maßstabgetreu aufzeichnen. Damit können Sie auch abschätzen, ob Sie bequem in den Beeten arbeiten können oder ob Sie noch kleine Pfade zwischen den Pflanzungen einplanen müssen. Schließlich sollten Sie eine Liste mit all den Pflanzen, die Sie sich wünschen, machen. Setzen Sie sich hier noch keine Grenzen.

Auch im Bauerngarten finden sich gute und schlechte Nachbarn, die Sie entweder nebeneinander oder weit voneinander entfernt pflanzen sollten. Grundsätzlich gilt: Je näher sie verwandt sind, desto mehr Abstand sollte zwischen sein. Das liegt vor allem daran, dass sich nahe Verwandte leicht gegenseitig mit Krankheiten anstecken können oder sich Schädlinge leichter ausbreiten können. Andere Pflanzen können sich hingegen unterstützen. Knoblauch neben Erdbeeren verhindert zum Beispiel Pilzkrankheiten. Kohl und Kopfsalat vertreiben gegenseitig Schädlinge und Kümmel kann sich sogar positiv auf den Geschmack von frühen Kartoffeln auswirken. Mischkultur ist ein weites Feld, das Sie bei der Planung Ihrer Beete beachten sollten.

Die vier Beete des Bauerngartens eignen sich für eine Vier-Felder-Wirtschaft. Nach diesem Prinzip wird ein Beet für Starkzehrer wie Kürbis, Kartoffeln und Kohl genutzt, das zweite für Mittelzehrer wie Salat, Spinat und Möhren, das dritte für Schwachzehrer wie Bohnen, Erbsen und Feldsalat. Im vierten schließlich wird Gründüngung ausgebracht, um dem Boden Nährstoffe zurückzugeben. Jedes Jahr rücken die Felder weiter, die Mittelzehrer auf das Beet der Starkzehrer, die Schwachzehrer auf das der Mittelzehrer. Die Starkzehrer erhalten ein Beet, das frisch mit Nährstoffen angereichert wurde. So sind alle Pflanzen optimal versorgt.

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