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Wildgehölze - Einheimische Leckerbissen für Vögel und Insekten

Heimische Wildgehölze ziehen mehr und mehr in Gärten ein, denn sie sehen nicht nur gut aus, sie haben auch einen hohen ökologischen Nutzen.

Wälder und Wiesen werden zurückgedrängt, auf Feldern herrschen oft Monokulturen. Wildgehölze, die Insekten und Vögeln Nahrung bieten, finden immer weniger Raum, um zu wachsen. Die Tiere weichen mehr und mehr auf der Suche nach Nahrung in die Städte aus. Doch auch in Gärten, die ihr neuer Lebensraum sein könnte, wachsen oft Monokulturen aus Pflanzen, die hier nicht beheimatet sind. Der Trend, den Hausgarten mit Thujen und anderen Pflanzen zu bestücken, die zwar dem Anschein nach pflegeleicht sind, aber keinen ökologischen Nutzen haben, ist glücklicherweise rückläufig. In immer mehr Gärten lautet das Motto: "zurück zur Natur". Zu naturnahen Gärten gehören auch Wildgehölze, die einen hohen ökologischen Wert haben, was heißt, dass sie nützlich für Umwelt, Natur und die Tiere sind. Und das kommt auch uns Menschen zugute, selbst wenn wir es nur genießen, dass Vögel unseren Garten besuchen und uns an ihrem Gesang erfreuen können. Egal, ob als blühende Hecke oder als beeindruckender Solitär: Wildgehölze sind ein Gewinn.

Wildgehölze für sonnige Standorte

Die Auswahl an Wildgehölzen, die Sonne mögen, ist enorm. Eines der bekanntesten und beliebtesten unter den Wildgehölzen ist der schwarze Holunder (Sambucus nigra). Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Holunder keine besonderen Ansprüche hat. Er siedelt sich an Waldrändern genauso an wie an verlassenen Kiesgruben. Nur längere Trockenheit verträgt der Flachwurzler nicht. Der schwarze Holunder blüht im Mai und Juni an weißen Blütendolden mit winzigen Einzelblüten. Sein süßlicher Duft lockt zahlreiche Nützlinge an. Ab August reifen die schwarz glänzenden Früchte des Holunders heran. Als Marmelade oder Likör gekocht sind die Früchte, die reich an Vitamin C sind, auch für uns Menschen lecker. Vögel machen sich aber auch gerne über sie her und stärken sich für den Winter.

In milden Lagen blüht die Schlehe (Prunus spinosa) bereits Ende Februar. Sie ist daher ein wichtiges Gehölz für alle Insekten, die nach der Winterruhe wieder erwachen und auf der Suche nach Nahrung sind. Die Schlehe, die auch unter den Namen Schwarzdorn und Heckendorn bekannt ist, ist anspruchslos, solange sie einen sonnigen Standort hat. Sie vergesellschaftet sich in freier Natur gerne mit anderen Wildgehölzen wie Weißdorn oder Wildrosen. Schon alleine dadurch ist sie bestens für Hecken geeignet. Die schwarzblauen Früchte der Schlehe reifen bereits im Herbst heran. Sie werden für Menschen allerdings erst nach den ersten Frösten genießbar. Wer sie so lange hängen lässt, wird jedoch höchstwahrscheinlich von Vögeln bestohlen werden.

Zugegebenermaßen gehören die verschiedenen Weißdorn-Arten (Crataegus) nicht zu den beliebtesten Heckenpflanzen, denn sie verfügen über spitze Dornen. Trotzdem, oder gerade deshalb, sind die Wildgehölze ausgezeichnete Vogelschutz- und Vogelnährgehölze. Bereits ihre Blüten machen die Dornen wieder wett. Der Weißdorn blüht im Mai und Juni reinweiß oder cremeweiß in Dolden und verströmt einen süßen Duft, der Bienen, Hummeln und andere Nützlinge anzieht. Im Herbst reifen je nach Sorte korallen- oder dunkelrote Früchte, die auch für Menschen genießbar sind. Sie schmecken nicht besonders, gelten aber als Arzneipflanze bei Herzbeschwerden. Sie können aber auch auf die Früchte verzichten und sie den Vögeln überlassen, die sie gerne genießen.

Wildgehölze, die sich auch im Schatten wohlfühlen

Zugegeben, die meisten einheimischen Wildgehölze mögen einen sonnigen oder zumindest halbschattigen Standort. Doch einige geben sich auch mit einem Platz im Schatten zufrieden. Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), die auch unter dem Namen Gewöhnliche Heckenkirsche bekannt ist, gedeiht in Gärten auf der Nordseite ebenso gut wie im Halbschatten. In freier Natur wächst sie im Unterholz von Mischwäldern. Sie breitet sich langsam aus und kann bis zu zwei Meter groß werden. An den Boden hat sie keine besonderen Ansprüche. Sie kommt sowohl mit trockenem als auch mit feuchtem Boden zurecht. Ihre Blüten öffnen sich im Mai zuerst weiß und wechseln ihre Farbe später zu cremefarben. Im Juli reifen ihre dunkelrot leuchtenden Früchte heran, die ein Festmahl für Vögel bieten.

Die Eberesche (Sorbus aucuparia) gehört zu den Wildgehölzen, die sich überall wohlfühlt. Sie kommt in der Sonne ebenso zurecht wie im Schatten. Nur einen verdichteten Boden und zu viel Trockenheit mag sie nicht. Im ersten Jahr nach der Pflanzung sollten Sie sie daher gießen, wenn es längere Zeit nicht regnet. Sie wächst als Baum, seltener als Strauch und kann bis zu zehn Meter groß werden. Im Mai und Juni zieht sie mit ihren strahlend weißen Blüten allerlei Insekten an, darunter viele Nützlinge wie Hummeln, Bienen und Schwebfliegen. Im Herbst leuchten orange Beeren an der Eberesche, die bei Vögeln äußerst beliebt sind. Durch sie hat das Wildgehölz ihren zweiten Namen "Vogelbeere" erhalten. Die Früchte des Wildgehölzes sind gekocht auch für Menschen genießbar und stecken voller Vitamin C.

Einer der alten Namen des Feldahorns (Acer campestre) sagt bereits viel über seine Verwendung aus: "Mazzaltra" nannten die Germanen die Wildgehölze, ein Name, der sich von "mat" ableitet, dem germanischen Wort für das Essen. Schon damals wurden Blätter und Früchte als Nahrung für Menschen und Tiere genutzt. Auch heute noch ist der Maßholder, wie der Feldahorn auch genannt wird, ein wichtiges Nährgehölz für Vögel und Insekten. Kaum ein anderes der Wildgehölze ist so robust und anpassungsfähig wie der Feldahorn. Er fühlt sich an fast jedem Standort wohl und ist schnittverträglich. Daher wird er auch gerne für Hecken verwendet. Seine grüngelben Blüten sind unscheinbar. Trotzdem wird er gerne von Insekten besucht und er ist ein wertvolles Vogelnährgehölz.

Pflege für Hecken aus Wildgehölzen

Wildgehölze haben in der Regel keine besonderen Ansprüche. Ein Rückschnitt ist nur nötig, wenn sie sich zu sehr ausbreiten. Wenn Sie aber bereits bei der Planung und der Pflanzung darauf achten, dass dem Gehölz genug Platz zur Verfügung steht, um sich zu entwickeln, dann müssen Sie sich nicht um einen Rückschnitt kümmern und werden mit einem Gehölz belohnt, das sich und seine Schönheit voll entfalten kann. Vereinzelt kann es vorkommen, dass Wildgehölze mit zunehmenden Alter nicht mehr so stark blühen. Dann sollten Sie einen Verjüngungsschnitt durchführen. Falsch machen können Sie dabei wenig, denn Wildgehölze sind meist äußerst schnittverträglich und können stark zurückgeschnitten werden.

Wenn Sie Ihre Wildgehölze schneiden möchten, sollten Sie sich zuerst nach den gesetzlichen Vorgaben erkundigen. In Deutschland dürfen beispielsweise starke Rückschnitte bei Gehölzen nur zwischen dem 01. Oktober und dem 28. Februar erfolgen. In den Frühlings- und Sommermonaten dürfen Gehölze nur einen Pflege- und Formschnitt erhalten, der sorgsam durchzuführen ist. Und das hat auch seinen Grund. In dieser Zeit können Vögel in Bäumen und Sträuchern nisten, die nicht gestört werden dürfen. Ehe Sie also Ihr Wildgehölz schneiden, sollten Sie kontrollieren, ob sich ein Nest darin befindet. Ist dies der Fall, ist es für die Vögel besser, wenn Sie das Schneiden auf die Zeit nach der Brutzeit verschieben. Selbst wenn Sie an anderer Stelle schneiden möchten, kann dieser Eingriff die Vögel so nervös machen, dass sie das Nest aufgeben.

Bei Wildgehölzen ist es nicht erforderlich, dass Sie regelmäßig Rindenmulch unter den Pflanzen verteilen, wie Sie das bei fremdländischen Heckenpflanzen oft tun müssen. Es reicht, wenn Sie die Blätter unter Hecken und Solitärpflanzen liegen lassen. Sie können die Hecke aber auch mit passenden Bodendeckern unterpflanzen. Ob Walderdbeere, Schlüsselblume oder andere heimische Pflanzen, die sich im Schatten wohlfühlen: Eine Unterpflanzung ist eine Bereicherung für jeden Garten.

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